Die Shizuoka Sengen Jinja, gelegen im Aoi-ku der Stadt Shizuoka, ist als „Osengen-san“ bei den Einheimischen liebevoll bekannt und dient als Sōchinju (Hauptschutzschrein) der ehemaligen Provinz Suruga. Es handelt sich nicht um einen einzelnen Schrein, sondern um eine Sammelbezeichnung für die drei Schreine Kambe Jinja, Sengen Jinja und Otoshi Miyo Jinja, wobei sich auf dem Gelände zusätzlich vier Nebenschreine (Keidaisha) befinden – wahrlich ein Wald der Kami. Die prächtigen Schreinbauten werden auch als „Nikko der Tokai-Region“ bezeichnet und verzaubern ihre Besucher immer wieder aufs Neue.
Die Geschichte der drei vereinten Schreine und ihrer Kami
Die Shizuoka Sengen Jinja blickt auf eine sehr lange Geschichte zurück. Es heißt, dass die älteste der drei Schreine, die Kambe Jinja, vor etwa 2100 Jahren während der Regierungszeit des 10. Kaisers Sujin als Ahnengottheit der Suruga-Siedler gegründet wurde. In der Heian-Zeit wurde sie zum Sōsha (Hauptschrein) der Provinz Suruga und genoss als ältester Jinja der Region hohe Verehrung.
Die Sengen Jinja hingegen wurde im Jahr Enki 1 (901 n. Chr.) auf kaiserlichen Wunsch von Kaiser Daigo von der Fuji Hongu Sengen Taisha abgezweigt und als „Fuji Shingu“ verehrt. Ihre Hauptgottheit ist Konohanasakuya-hime, die Kami des Berges Fuji, der man einen Segen für sichere Geburten, Kinderreichtum und ein erfülltes weibliches Leben nachsagt.
Die Otoshi Miyo Jinja wurde im Jahr Ōjin 4 (273 n. Chr.) als Schutzgottheit von „Abe no Ichi“, einem alten Zentrum für Logistik und Handel, gegründet.
Die Shizuoka Sengen Jinja ist also ein Verbund dieser drei Schreine, die von der kaiserlichen Familie, Provinzgouverneuren und Samurai-Kriegsherren tief verehrt wurden.
Die tiefe Verbindung und Legenden um Tokugawa Ieyasu
Wenn man über die Shizuoka Sengen Jinja spricht, kommt man an der tiefen Verbindung zu Fürst Tokugawa Ieyasu nicht vorbei. Als Geisel der Imagawa-Familie verbrachte Ieyasu (als Kind Takechiyo genannt) seine Jugend in Sunpu. Überraschenderweise hielt er seine Motofuku-shiki (Reifefeier) hier in der Shizuoka Sengen Jinja ab. Der Bauchpanzer (Harami), den er dabei getragen haben soll, ist noch heute als Kulturgut der Präfektur Shizuoka erhalten.
Darüber hinaus gibt es eine dramatische Episode: Während der Kämpfe gegen den Takeda-Klan soll Fürst Ieyasu selbst die Schreingebäude niedergebrannt haben, um für den Sieg zu beten und schwor, sie später wiederaufzubauen. Nachdem er den Takeda-Klan besiegt und die Provinz Suruga erobert hatte, baute er die Schreine wie versprochen wieder auf.
Auch nach Ieyasus Tod bestimmte das Edo-Shogunat die Shizuoka Sengen Jinja zu einer Gebetsstätte für alle nachfolgenden Shogune. Insbesondere der dritte Shogun, Fürst Iemitsu, ordnete umfangreiche Reparaturen und Renovierungen der Schreingebäude an. Die heutigen Schreingebäude wurden nach ihrer Zerstörung durch Brände in den An’ei- und Tenmei-Perioden (Ende des 18. Jahrhunderts) ab dem Jahr Bunka 1 (1804) über einen Zeitraum von etwa 60 Jahren mit enormen Kosten von damals 100.000 Ryō wiederaufgebaut.
Auf dem Schreingelände finden sich kürbisförmige Ema (Votivtafeln), die von Ieyasus angeblich im Kampf verwendeter „Siegesskürbis“ (Kachifukube) inspiriert sind und auf denen Besucher ihre Wünsche anvertrauen können. Die seltene Tatsache, dass Fürst Ieyasu in der Kambe Jinja und der Yachihoko Jinja landesweit nur hier in der Shizuoka Sengen Jinja gemeinsam verehrt (Gōshi) wird, zeugt ebenfalls von dieser tiefen Verbindung.
Die prachtvollen Schreingebäude und die „Große Renovierung der Heisei- und Reiwa-Ära“
Die größte Attraktion der Shizuoka Sengen Jinja ist ihre prunkvolle Schreingruppe. Insgesamt 26 Gebäude, die mit prächtigen, vollflächigen Lackierungen in leuchtenden Farben verziert sind, wurden als wichtige Kulturgüter des Landes ausgewiesen. Ihre Schönheit ist wahrlich passend für den Namen „Nikko der Tokai-Region“.
Besonders hervorzuheben ist der Große Gebetsraum (Daihaiden), der als Haiden (Gebetshalle) sowohl für die Kambe Jinja als auch für die Sengen Jinja dient. Es ist ein dreistöckiges, zweigeschossiges Turmgebäude von 25 Metern Höhe, ein landesweit einzigartiges großes Bauwerk, das als „Asama-zukuri“ (Asama-Baustil) bekannt ist.
Derzeit läuft in der Shizuoka Sengen Jinja seit 2014 die „Große Renovierung der Heisei- und Reiwa-Ära“, ein auf etwa 20 Jahre angelegtes Projekt mit Gesamtkosten von rund 5 Milliarden Yen. Es ist ein groß angelegtes Vorhaben, bei dem die 26 wichtigen Kulturgüter nacheinander neu lackiert werden. Die frisch lackierten Schreine strahlen in ihrer ursprünglichen Pracht und bieten einen seltenen Anblick, der nur jetzt zu sehen ist.
Der „Shichisha Mairi“ (Pilgerweg zu sieben Schreinen), der Wünsche wahr werden lässt, und die Kunstfertigkeit der Handwerker
Auf dem Gelände der Shizuoka Sengen Jinja befinden sich neben den drei Hauptschreinen (Kambe Jinja, Sengen Jinja, Otoshi Miyo Jinja) auch vier Nebenschreine (Keidaisha): Fumoto Jinja, Yachihoko Jinja, Sukunahiko Jinja und Tamahoko Jinja. Der „Shichisha Mairi“, ein Pilgerweg zu allen diesen sieben Schreinen, erfreut sich als Power-Spot-Tour großer Beliebtheit, da man sagt, dass dabei alle Wünsche in Erfüllung gehen. Es macht Spaß, im Schreinsbüro eine spezielle Goshuin-Karte (kostenlos) zu erhalten und während des Rundgangs Stempel von jedem Schrein zu sammeln.
Die Handwerkskunst der Meister, die am Wiederaufbau der Schreingebäude in der späten Edo-Zeit beteiligt waren, führte auch zur Entwicklung traditioneller Handwerkskünste in Shizuoka, wie Suruga Sashimono (Holzmöbel ohne Nägel) und Suruga Urushi-ki (Lackwaren aus Suruga), und soll sogar eine der Wurzeln der heutigen Modellbauindustrie gewesen sein.
Weitere Sehenswürdigkeiten und Anekdoten
– Hatsukae-sai: Dieses jährliche Hauptfest findet vom 1. bis 5. April statt. Am letzten Tag, dem 5. April, wird der „Chigo Bugaku“-Tanz aufgeführt, der auf eine Stiftung von Tokugawa Ieyasu zurückgeht, der damit für Frieden im Land und reiche Ernten betete. Dieser Tanz ist als wichtiges immaterielles Volkskulturgut Japans eingestuft.
– Kan’ami-Denkmal: Neben dem Rōmon (Tor) steht ein Denkmal an dem Ort, an dem Kan’ami, der große Meister des Nō-Theaters, angeblich seine letzte Aufführung gab.
– Ort der Verbindung zu Yamada Nagamasa: Dies ist auch der Ubusunagami (Schutzgott des Geburtsortes) von Yamada Nagamasa, bekannt für seine Überseereisen. Eine Kopie der von Nagamasa gestifteten „Kriegsschiff-Ema“ wird hier aufbewahrt.
– Sukunahiko Jinja: Ursprünglich ein Jingu-ji Yakushi-sha, das dem Kami der Medizin gewidmet war, wird es heute als Kami der Medizin, Sake-Brauerei, der Verbesserung von Kunst und Handwerk sowie der Weisheit verehrt.
Die Shizuoka Sengen Jinja ist reich an Geschichte, Kultur und einer tiefen Verbindung zu Fürst Tokugawa Ieyasu. Warum machen Sie nicht einen Rundgang durch ihre prächtigen Schreingebäude, versinken in den zahlreichen Legenden und lassen Ihre Wünsche beim Shichisha Mairi in Erfüllung gehen?
